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Kann das iPad ein Notebook im Büroalltag ersetzen?

20.01.20 15:46

Immer häufiger werden Tablets als Notebook-Ersatz genutzt. Wenn ich früher in der Bahn unterwegs war, habe ich Studenten und Berufstätige häufiger mit einem Net- bzw. Notebook gesehen. Heute ist allerdings Schluss mit dem Herumbalancieren von Laptops – es wird stattdessen das Tablet verwendet. Insbesondere das stylische iPad von Apple erfreut sich dabei grosser Beliebtheit. Auch ich konnte der Versuchung „iPad“ sowohl im privaten als auch professionellen Bereich nicht widerstehen und wagte den Selbstversuch: Kann ich das Teil so einrichten, dass ich mir das Notebook sparen kann? Das Resultat: Nüchtern betrachtet ein Hype, doch woran liegt es?

Oberhammer in der Haptik

Natürlich bin ich von der Leistung überaus begeistert – sowohl technisch als auch im Aussehen ist das Gerät der Oberhammer. Die Bedienung gelingt mit einem Tablet intuitiv und ist nicht so umständlich, wie mit einem Notebook. Warum also nicht mein Notebook abschaffen und nur noch das iPad nutzen. Jedoch ist das nicht so einfach. Auch wenn ich behaupten möchte, dass ich mir die Arbeitsumgebung auf dem Tablet gut eingerichtet und mir die wichtigsten Apps installiert habe, so kann ich nicht wirklich behaupten, dass sich alles mit einem iPad machen lässt. Die Anwendungsfälle sind bis auf einige wenige geschrumpft. Natürlich kommt das aber auch auf den Job an.

Apps für den ganz normalen Büroalltag

Ich habe mir gleich zu Beginn überlegt, wofür ich das iPad eigentlich verwenden möchte. Kurzum wollte ich alle Aufgaben damit erledigen, die ich vorher mit meinem Notebook bewerkstelligt habe. Ich muss dabei zugeben, dass für mich zum Beispiel eine aufwändige Fotobearbeitung per Photoshop nicht in Frage kam. Heute nutze ich das iPad vorrangig für Meetings, in denen ich keine andere Präsentation habe,

  • für Meetings in Restaurants oder anderen Örtlichkeiten,
  • im Zug oder in der Bahn, da ich hier keinen Tisch für ein Notebook habe
  • grundsätzlich als zweiten Bildschirm oder
  • für Entertainment jeglicher Art.

Seine Stärken hat das iPad jedoch in erster Linie bei der Kommunikation. Ich kann damit hervorragend E-Mails abrufen, Termine verwalten, Teameinladungen versenden, im Internet surfen, in Online-Shops einkaufeservices/microsoft-365-backupn und Lesen. Mir gefällt, dass es schnell hochfährt und immer einsatzbereit ist. Ein Notebook braucht hier verständlicherweise länger. Ich habe damit auch schon Zeichnungen und Skizzen erstellt, auch wenn diese nicht besonders schön aussahen.

Darum scheitert das iPad im Businessbereich

Ein Hauptproblem, warum ein iPad bei vielen Anwendungsfällen im Businessbereich versagt, und was auch mich stört, ist, dass nur ein unzureichender Zugriff auf Microsoft-Dokumente gewährleistet ist - bis heute (Januar 2020). Hierzu möchte ich vier Gründe anführen:

  1. Zugriffsmöglichkeiten für Dokumente für Microsoft 365
    Es gibt zwar verschiedene Lösungen für den Dokument-Zugriff auf Microsoft 365, jedoch keine der angebotenen Apps ist richtig auf das iPad ausgerichtet. Ich muss für jede Anwendung immer eine App wechseln:
    Es gibt ein Teams-App, ein OneDrive-App, die Office-Apps, ein SharePoint-App und das Delve App.

    Der Zugriff auf Teams-Dokumente und dessen Synchronisation funktioniert nur online. Das bedeutet, dass ich auch unterwegs immer einen Internetzugang haben muss. OneDrive for Business und Privat finde ich gut und auch die Synchronisation klappt prima. Jedoch kann ich damit keine Teamdokumente bzw. SharePoint-Dokumente nutzen. Zumindest ist dies nicht in dem Umfang möglich, wie ich ihn bräuchte. Wenn ich die SharePoint-App verwende, habe ich dagegen meine OneDrive-Dokumente nicht darin. Offline-Synch gelingt ebenfalls nicht. Dafür sind die Suchfunktionen sehr gut. Man kann zwar damit auch Räume verwalten, ich habe bisher aber noch nicht herausgefunden, wie das funktioniert. Schön finde ich, dass bei den Office-Applikationen unter dem Punkt „Zuletzt geöffnet“ meine Favoriten sofort erscheinen. Office Delve läuft dagegen auf meinem iPad überhaupt nicht.

  2. Integration zu anderen Apps
    Besonders wichtig finde ich den Datenaustausch zu anderen Apps. Hier liegt aber das Hauptproblem. Wenn ich beispielsweise die Outlook-App verwende, um damit ein File zu versenden, so kann ich nicht auf meine Team- oder SharePoint-Files zugreifen. Mit OneDrive würde das funktionieren, jedoch sind dort die Files nicht enthalten. Viele fragen vielleicht, wie häufig ich diese Funktion nutze. Da muss ich antworten: sehr häufig. Stattdessen greife ich dann doch lieber zu meinem Notebook.

    Ebenfalls gibt es Probleme, wenn ich ein File zugesandt bekomme und dieses in einem Team-Ordner ablegen möchte. Das funktioniert ebenfalls nicht. Wenn ich über den Browser ein File down- oder uploaden möchte, so kann ich es nicht als Team-File weiterleiten. Stattdessen wird es im Apple-File-System abgelegt oder in OneDrive, was jedoch nicht zielführend ist. Dies gilt übrigens für jede andere App auch.

  3. Offline / Online
    Darüber hinaus gibt es auch hier wieder die fehlende Offline-Synchronisation.

  4. Suche
    Die Suche funktioniert nicht bei allen Apps zuverlässig.

Dies muss alles vor dem Hintergrund eines Notebooks betrachtet werden. Vorteilhaft bei Letzterem ist, dass OneDrive dort alles perfekt integriert. Aus diesem Grund nehme ich auch immer noch für genau diese Fälle mein Notebook mit. Wenn ich ehrlich bin, nutze ich das dann auch für die vorgenannten Aufgaben lieber als das iPad.

Verbesserungen sind in Sicht

Immerhin sind in Kürze zwei Verbesserungen in Sicht. Angekündigt hat Microsoft eine neue Office-App, die die vorgenannten Probleme lösen soll. Diese ist aber nur als Beta-Version erhältlich. Leider besteht keine Möglichkeit zum Beta-Test, da das Kontingent an Testern voll ist. In Bezug auf die Probleme im Offline-Modus habe ich mir eine SIM-Karte für mein iPad zugelegt. Nun bin ich immer online – kostet aber natürlich extra.

Was mir noch aufgefallen ist

Da ich Zeichnungen bzw. Skizzen erstellen muss und nicht so gut mit dem Finger malen kann, habe ich mir einen Apple-Pencil bestellt. Die ersten Gehversuche damit waren enttäuschend. Vor Publikum möchte ich keine Zeichnungen vornehmen oder ich muss vorher einen Kurs besuchen. Ich musste feststellen, dass sich auch ohne Kurs dieses Zeichenthema auf dem iPad erledigt hat. Vielleicht bin ich hierfür zu untalentiert. Jetzt nutze ich wieder herkömmliches Papier und übertrage später alles in PowerPoint.

Mir ist noch aufgefallen, dass die Auflösung des iPad für Präsentationen relativ schwach ist. Trotz Adapter für einen Beamer ist das Ergebnis nicht zufriedenstellend. Wenn ich damit hantiere, bin ich leider nie ganz bei der Sache und kann daher auch nicht richtig auf Fragen aus dem Publikum reagieren. Somit nehme ich letzten Endes doch wieder mein Notebook.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass herkömmliche Dokumente nie besonders gut auf dem iPad dargestellt werden. Ich mache daher immer zuvor eine PDF-Datei daraus.

Recht schwierig finde ich die eigentliche Dokumentenerstellung. Mit Ausnahme von ganz einfachen Seiten kann ich mit dem iPad keine grossen Dokumente sauber erstellen. Insbesondere die Copy-/Paste-Funktion lässt sich mit der Maus auf dem Notebook wesentlich schneller und effizienter bedienen. Bei PowerPoint ist die Bedienung noch schwieriger.

Ganz so zuverlässig scheint auch die Outlook-App nicht zu sein. Ich selbst habe schon beim Kalender oder beim Termin-Annehmen oder –Ablehnen Schwierigkeiten gehabt. Dies funktioniert einfach nicht korrekt. Von daher nehme ich für solche Sachen nur noch mein Notebook.

Fazit

Nach wie vor bin ich von meinem iPad zwar begeistert und es macht richtig Spass, damit umzugehen, jedoch kommt es wegen der erwähnten Schwierigkeiten im Business-Bereich viel seltener zum Einsatz als ich es mir erhofft hätte. Für reine Office-Anwendungen ist das Notebook meine erste Wahl. Wie gesagt, ist dies nur meine Meinung. Für viele andere Kundenanwendungen mag das iPad vielleicht ausreichend sein. Was meinen Sie?

Philip Nussbaumer

Gepostet von Philip Nussbaumer

Meine Leidenschaft ist es neue Ideen zum Leben zu erwecken. In der Vergangenheit hatte ich oft die Gelegenheit, diese Passion für das Unternehmertum zu leben und neue innovative Geschäftsideen zum Leben zu erwecken. Es macht dabei keinen Unterschied dies in einem bestehenden Unternehmen oder in einem Start-up-Szenario zu leben. Ich bin ein fleissiger, organisierter, flexibler und motivierender Mensch, der es schafft auch andere mitzureissen und für eine Idee zu begeistern. In der UPGREAT bin ich verantwortlich für strategische Initiativen und so entsteht aus einer guten Idee oft ein neues Business.