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Künstliche Intelligenz - Plaudern, Produktivität und digitale Assistenten

13.12.23 08:22

Die ersten Berührungen mit ChatGPT Ende 2022 liessen die Anwendenden über die neuen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz staunen. Haben Suchmaschinen zu Anfang die Recherche in Bibliotheken und Nachschlagewerken ergänzt, heben nun Sprachmodelle wie ChatGPT den Wissenserwerb in der digitalen Welt auf ein lange nicht für möglich gehaltenes Niveau. Was den Einsatz von Suchmaschinen erschwert, ist der Aufwand bei der Suche nach der passenden Antwort auf die gestellte Frage. Inmitten unzähliger Quellen und Suchergebnisse kann sich der Fragende schnell verlieren. Eine präzise Antwort zu einem konkreten Thema können aktuelle KI-Sprachmodelle liefern. Selbst mitdenken und kritisch hinterfragen muss der Anwender jedoch nach wie vor. Die neue Generation von Chatbots macht es möglich, auf natürlich formulierte Fragen Antworten wie in einem Gespräch auf Augenhöhe zu erhalten. Mit ChatGPT lässt sich also tatsächlich fachsimpeln und Spass dabei haben. Solche Gespräche in angenehmer Atmosphäre haben jedoch auch für Unternehmen einen hohen Wert.

Produktiver mit künstlicher Intelligenz – was kann sie alles?

Für kundenorientierte Dienstleister ist die persönliche Beratung ein Aushängeschild und Mittel zur Kundenbindung. Ein freundlicher und hoch entwickelter Chatbot ohne menschliche Launen oder Wissenslücken ist hier der optimale Schritt zur Digitalisierung der Kundenberatung. Ist eine künstliche Intelligenz in der Art wie ChatGPT an die firmeneigene Wissensbasis angeschlossen, kann sie einer Vielzahl von Kunden gleichzeitig aktuelle und präzise Informationen über Produkte, Dienstleistungen, Angebote und Prozesse geben. Mitarbeiter können im Intranet ähnliche Funktionen zur Erhöhung ihrer Produktivität und zur Optimierung der Kommunikation finden.

Programmier- und natürliche Sprachen

Übersetzungen haben dank der aktuellen KI-Generation einen grossen Schritt gemacht. Waren etwa automatisch übersetzte Knowledge Base-Seiten noch vor ein paar Jahren quasi unlesbar, spielen moderne Sprachmodelle hier ihre Stärken aus. Neben natürlichen Sprachen beherrscht ChatGPT auch eine Reihe von Programmiersprachen. So kann es Programmcode nach Anweisung erstellen, hoch qualifizierte Entwickler teilweise ersetzen und so dem Fachkräftemangel ein Stück weit entgegenwirken. Ähnlich dem Vorgehen mithilfe von NoCode-/LowCode-Werkzeugen kann ein technisch weniger versierter Fachanwender der künstlichen Intelligenz Anweisungen zur Erstellung von Programmcode geben. Für Softwareentwickler kann bereits existierender Quelltext korrigiert beziehungsweise optimiert werden. Findet der Programmierer einen kleinen, nervigen Fehler nicht, kann die KI hier möglicherweise entscheidende Tipps geben.

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Optimierte Kommunikation und Fokus auf Kernkompetenzen

Im Büroalltag leidet die Produktivität meist am übermässigen Aufwand für die Kommunikation. Funktionierender Austausch ist wichtig, keine Frage; jedoch sind Mitarbeiter und Führungskräfte bei der Vielzahl an Kommunikationskanälen schnell verloren. Künstliche Intelligenz kann, sofern sie Zugriff auf alle Kanäle hat, Chatverläufe und E-Mail-Konversationen zusammenzufassen. Verpasse Meetings reduziert die KI auf die relevanten Informationen und hält die Anwender so auf dem Laufenden. Noch einen Schritt weiter geht die Möglichkeit, Antworten auf E-Mails und Chateingaben zu generieren. Im Fokus steht jedoch immer die Steigerung der Produktivität und die Konzentration der Mitarbeitenden auf ihre Kernkompetenzen. Künstliche Intelligenz kann sie hierbei von einigen Nebenbeschäftigungen befreien.

Routineaufgaben

Künstliche Intelligenz ist im Unternehmenseinsatz für wiederkehrende Aufgaben wie Berichtserstellung oder das Ausfüllen von Formularen eine echte Unterstützung. Nach der Analyse von Dokumenten, Listen und Tabellen kann sie Berichte, Quartalszusammenfassungen oder Prognosen sowie Blogs erstellen. Sie scannt Artikel für den fokussierten Wissenserwerb und liefert relevante Informationen, deren Sammlung sonst Stunden oder Tage dauern würde. Weiterhin unterstützen Sprachmodelle wie ChatGPT die Nutzer bei der Ideenfindung für eigene Inhalte, bei der Verbesserung der Textqualität und in Fragen hinsichtlich korrekter Grammatik, Kommasetzung, Synonyme, Formulierungen oder beim Schreibstil.

Einfach ran trauen und neugierig sein

Berührungsängste mit der künstlichen Intelligenz können die Anwender nur durch konsequentes Ausprobieren und Neugier abbauen. Zu jeder Konversation mit ChatGPT, Bing Chat oder Google Bard sollten eine gesunde Portion Menschenverstand und kritisches Hinterfragen gehören, ohne die Technik mit voreingenommenen Zweifeln zu verteufeln. Altmodisches Googeln oder noch altmodischeres Nachschlagen sind bei Unterhaltungen mit der künstlichen Intelligenz angeraten, um den Wahrheitsgehalt von fadenscheinigen Ausgaben zu validieren.

ChatGPT, Bing Chat oder Google Bard – gibt es das ultimative Sprachmodell?

Seit dem Hype um OpenAI und ChatGPT springen quasi alle Tech-Giganten auf den KI-Zug auf. Microsoft nutzt als grösster Investor der Firma OpenAI deren Technologie in ihren Produkten, wovon sich jeder Internetnutzer bei der Nutzung von Bing Chat überzeugen kann.

ChatGPT und Bing Chat im Unternehmenseinsatz

Für Unternehmen bieten ChatGPT und Bing Chat eigens Enterprise-Editionen an. Trotz der technologischen Verwandtschaft unterscheiden sich die Angebote besonders hinsichtlich Administration, Zugriffssteuerung und Datensicherheit. Bing Chat Enterprise hat hierbei einen gewissen Nachholbedarf und informiert die Unternehmensentscheider über Massnahmen zur Datensicherheit nur sehr vage. ChatGPT Enterprise ist in diesen Belangen wesentlich genauer, gibt die eingesetzten Sicherheits- und Verschlüsselungsstandards preis und bietet mehr Möglichkeiten zur Administration.

Weitere Unterschiede

Bing Chat und ChatGPT unterscheiden sich in ihren Versionen für den Otto-Normalverbraucher darin, dass Bing Chat das neuere und präzisere Sprachmodell GPT-4 verwendet und Internetzugang hat. Die Antworten haben daher einen Bezug zu aktuellen Ereignissen. ChatGPT greift weiterhin auf das ältere GPT-3.5-Modell zu und kann nur eine Wissensbasis bis September 2021 nutzen.

Bing Chat setzt den Edge- oder Chrome-Browser voraus, während ChatGPT hier keine speziellen Anforderungen hat. Von beiden KI-Chats sind zwischenzeitlich mobile Apps erhältlich. Auch anderweitig entwickeln sich die Angebote ständig weiter. So kann der Nutzende sich mit der ChatGPT-App per Sprach-Chat unterhalten, wobei er auf gesprochenen Input Antworten mit einer von fünf auswählbaren Stimmen zurückerhält. Erste Erfahrungsberichte erzählen von sehr sachlichen Unterhaltungen ohne übermässige Emotionen und mit einem Hauch Empathie.

Google Bard

Google hatte auf die Bemühungen von OpenAI und Microsoft Mitte 2023 seinen eigenen Chatbot namens Bard veröffentlicht. Ihm liegt mit PaLM ein - ähnlich wie ChatGPT – transformerbasiertes Sprachmodell zugrunde. Die Modelle von OpenAI und Google unterscheiden sich selbstverständlich unter der Haube und weisen eigene Stärken und Schwächen auf. Daher liegt es am Anwender, welche Sprach-KI seinen Bedürfnissen eher entspricht.

Google Bard generiert Text, und die Unterhaltungen kommen erfahrenen ChatGPT-Nutzern in ihrer Art und Bedienung sehr bekannt vor. Daneben kann Bard zur Text- und Bildrecherche eingesetzt werden. Es hat Zugang zum Internet und kann somit Antworten auf Fragen zum aktuellen Zeitgeschehen geben. Bard erhält Erweiterungen, die es jedem registrierten Google-Nutzer erlauben, die Fähigkeiten der künstlichen Intelligenz im persönlichen Google-Universum – sprich mit Gmail, Kalender, Drive, Docs und anderen Komponenten – anzuwenden. Dies hat zum Ziel, ähnlich wie bei Microsoft 365, einen KI-Assistenten zu etablieren, der Dokumente analysiert oder den E-Mail-Eingang bearbeitet.

Optimale Nutzung von Chatbots – wie arbeiten Nutzende effektiv mit KI?

Über Prompts empfängt die textbasierte künstliche Intelligenz ihre Eingaben. Dies können Fragen oder Anweisungen sein. Wie viel der Nutzende mit der Antwort anfangen kann, hängt von der Qualität seines Prompts ab. Hier liegt der Schlüssel in Geduld, Neugier, Ausprobieren und Tipps von erfahrenen Nutzern. Je genauer ein Prompt formuliert wird, desto zufriedenstellender wird die Antwort sein. Mit einem Prompt und dem folgenden Output muss es nicht getan sein. Wie in einem normalen Gespräch kann der Anwendende auf vorangegangene Antworten aufbauen und der künstlichen Intelligenz genauere Eingaben im Kontext der Unterhaltung geben. Somit muss der Nutzer auch wissen, was er von der künstlichen Intelligenz hören oder lesen möchte. Er muss das Thema kennen, zu dem er Informationen wünscht. Zudem richtet sich der Stil der Antwort nach der Tonalität der Frage. Wird diese umgangssprachlich gestellt, fällt die Antwort dementsprechend aus. Allgemeine Fragen bringen allgemein gehaltene Antworten hervor. Enthält die Frage wichtige Details, ist auch die Antwort wertvoller.

Fazit

Im Unternehmen oder privat, künstliche Intelligenz bietet ein gewaltiges Potenzial, Menschen und Firmen von grossem Nutzen zu sein. Das haben nicht nur Microsoft und OpenAI erkannt, statten beliebte Softwareprodukte mit KI-Funktionen aus und vernetzen digitale Assistenten in ganzen Unternehmensnetzen. Google hat mit Bard eine gewisse Konkurrenz geschaffen, die nicht schläft. Kritisches Hinterfragen und eine gewisse Skepsis sind für die Anwender jedoch immer angeraten. Denn trotz aller Weiterentwicklung ist künstliche Intelligenz nur so schlau wie ihr Training, kann auf Irrwege geraten und soll den Menschen unterstützen, anstatt ihn zu ersetzen

Rolf Weber

Gepostet von Rolf Weber

Als «Digital Transformation Coach» kombiniere ich fachliches Handwerk rund um moderne Cloud-Services (Microsoft 365, Teams, SharePoint) mit strategischer Perspektive, befähige Mitarbeitende, neue Technologien praktisch anzuwenden und verlasse mich auf mein Gespür, Menschen in den unterschiedlichsten Situationen zu begeistern.