Die digitale Transformation und das gelebte mobile Arbeiten beeinflussen in zunehmendem Masse die Entwicklung von Teams in Unternehmen. Sich ständig wandelnde Anforderungen erfordern zudem Methoden der agilen Gruppenführung. Ein Team ist ein soziales Gefüge, welches sich auf ein gemeinsames Arbeitsziel konzentriert. Doch die Rahmenbedingungen und Meilensteine sind im digitalen Zeitalter mit Homeoffice deutlich dynamischer geworden.
Um in der Arbeitswelt der 2020er Jahre zu einem Team zusammenzuwachsen, müssen dessen Mitglieder nicht mehr auf dem selben Flur sitzen. Mobiles Arbeiten ermöglicht Zusammenarbeit auf Distanz. Damit die Grundlagen von Teamarbeit auch ohne physische Anwesenheit ihre Gültigkeit behalten, kommt der Teamführung eine besondere Rolle für das Meistern einiger Herausforderungen zu.
Bedeutend für die Teamleitung ist weiterhin, ob eine Gruppe innerhalb der Organisationsstruktur eines Unternehmens fest zusammenarbeitet oder nur während eines Projektes aufeinandertrifft. Feste Teams kennen sich mitunter seit Jahren und sind eingespielt. Ein Projektteam verfolgt ein gemeinsames Ziel, dessen Mitglieder müssen sich zunächst finden und gehen nach Abschluss der Tätigkeiten meist wieder ihrer Wege. Solche Teams durchlaufen gemeinhin fünf Stadien, von der Findungs- über die Konflikt-, Organisations- und Hochleistungs- bis hin zur Trennungsphase.
Psychologische Sicherheit – Agilität bei verteilt arbeitenden Kollegen
In festen oder Projektteams sollten Teammitglieder zusammenkommen, die über ausgeprägte agile Eigenschaften wie Eigenverantwortung, Selbstmotivation und Selbstorganisation verfügen. Denn es ist nicht wie bisher möglich, sich am Beispiel eines anwesenden Bürokollegen zu orientieren. Die eben genannten Eigenschaften sind nicht bei Jedem gleichermassen ausgeprägt. Daher ist es die Aufgabe einer agilen Führungskraft, diese zu unterstützen, zu fördern und die Mitarbeitenden im teils einsamen Homeoffice mental zu erreichen. „Empowering Leadership“ als Art und Weise der Teamleitung verstärkt somit die psychologische Sicherheit der Mitarbeitenden. Global verteilte Teams in allen denkbaren Zeitzonen sind besonders auf eine eigenverantwortliche Arbeitsweise angewiesen.
Hierbei ist der Chef weniger der „Boss“ als vielmehr ein Moderator und Begleiter. Ein Team auf Remotebasis zu leiten ist auch für Führungskräfte ein Richtungswechsel in ihrer täglichen Arbeit, den sie mit aller Kraft und Leidenschaft vollziehen müssen.
Veränderte Wahrnehmung untereinander
Menschen sind soziale Wesen und beurteilen anhand ihrer natürlichen Instinkte, mit welchen „Artgenossen“ sie „können“ oder nicht. Persönliche Eigenheiten wie Körpergeruch oder Essgewohnheiten am Arbeitsplatz haben jedoch während der Remotearbeit keinen Einfluss auf die gegenseitige Wahrnehmung. Hier zählt der Eindruck, den die Teammitglieder voneinander in den virtuellen Meetings erhalten. Pünktlichkeit, kompetentes Auftreten und weitere für die Zusammenarbeit relevante Eigenschaften kommen so deutlicher zur Geltung.
Klare Verteilung der Aufgaben
Die Abgeschiedenheit im Homeoffice kann sich nachteilig auf die Produktivität des Einzelnen auswirken. Fehlt ein klarer Arbeitsauftrag, wissen Mitarbeitende teils nicht, was sie tun sollen oder verlieren in ihren Tätigkeiten den Überblick. So nutzen sie willkommene Ablenkungen wie Hausarbeit oder Hobbys, während das Berufliche in den Hintergrund rückt. Klare Teamstrukturen mit sauber definierter Aufgabenverteilung stärken sowohl Motivation als auch Ausrichtung auf das gemeinsame Ziel. Kollaborations- und Projektsoftware sowie Kommunikationstools unterstützen bei der Organisation des Arbeitsalltags.
Regelmässiges Feedback
Klare Vorgaben helfen, die Arbeit priorisiert und strukturiert anzugehen. Doch wie kommen die Ergebnisse beim Chef an? Hier sollte kein Mitarbeitender im Unklaren gelassen werden, denn dies schlägt sich genauso auf die Motivation und das virtuelle Betriebsklima nieder. Wiederkehrendes Feedback und konstruktive Kritik sowie Lob sind auch auf Distanz wirksam.
Die fehlende Anwesenheit gestaltet den direkten Austausch unter den Mitgliedern anders als beim Präsenzarbeiten. Hilfreich sind regelmässige Standup-Termine, mitunter täglich, um die Arbeitsfortschritte darzulegen und das weitere Vorgehen auszurichten.
Ebenso sollten sich Führungskräfte verpflichten, in bestimmten Zeitabständen Einzelgespräche mit ihren Mitarbeitenden zu führen. Hier können in vertraulicher Umgebung persönliche Dinge geklärt werden, die sonst zu Unzufriedenheit oder Konflikten anschwellen können.
In festen Terminen für Teamtreffen sollten auch die Entwicklungen des gesamten Unternehmens zur Sprache kommen. Unsicherheiten in Bezug auf die Zukunft der Firma schlagen sich ebenso auf die Mitarbeitermotivation nieder und enden mitunter in Kündigungen und dem Abgang von Leistungsträgern.
Umgang mit Konflikten
Strategien zur Konfliktbewältigung sind neben festen Strukturen im Arbeitsalltag eine der Säulen für die Teamführung. Schwelende Unstimmigkeiten führen zu schwindender Produktivität und eskalieren in Arbeitsverweigerung, Verstössen gegen Richtlinien oder Kündigungen. Der Zusammenhalt und die Leistung des Teams sind von fehlender Konfliktfähigkeit seitens der Teammitglieder und der Gruppenführung bedroht. Wenn Projekt- oder feste Teams auseinanderfallen beziehungsweise einzelne Mitglieder nachbesetzt werden müssen, beginnt die Findungsphase im schlimmsten Falle erneut und verzögert das Erreichen der gemeinsamen Ziele.
Während im Büro bei sich anbahnenden Konflikten eine gewisse Spannung in der Atmosphäre liegt und ein schnelles Gespräch sofortige Klärung herbeiführen kann, ist dies im virtuellen Raum schwieriger wahrzunehmen. Hier kann sich ein schwelender Streit explosionsartig Bahn brechen, die betroffenen Mitarbeitenden sind in diesem Falle im Homeoffice sich selbst überlassen. Die Führungskraft sollte nun als Moderator einschreiten und alle Parteien schnellstmöglich zusammenkommen lassen, um die Situation im Sinne des Teams zu beruhigen.
Fazit
Die dynamischen Verhältnisse während der digitalen Transformation in Unternehmen erfordern eine neue Herangehensweise der Teamleitung. Agile Eigenschaften der Mitarbeitenden, die teils im Homeoffice tätig sind, werden durch „Empowering Leadership“ unterstützt und gefördert. Dies etabliert die psychologische Sicherheit, erleichtert die Strukturierung der Teamarbeit, das Vermitteln von jeder Art des Feedbacks und verstärkt die Konfliktfähigkeit der Gruppe. Somit ist das mobile Arbeiten nicht länger nur eine geduldete Begleiterscheinung der Pandemie, sondern kann sich als ernsthaftes Modell in der Zukunft etablieren.